Alle Beiträge von Gerhard Hofmann

BlackRock ist nicht grün

Eine Recherche von Monitor: Friedrich Merz und BlackRock

In einem am 15.01.2020 auf Solarify (solarify.eu/fundamentale-umgestaltung-der-finanzwelt) dokumentierten Brief an seine Kundschaft kündigte der CEO der mächtigen US-Investmentfirma BlackRock an: “Nachhaltigkeit wird BlackRocks neuer Investmentstandard”. Der SPIEGEL hatte bereits am Vortag, dem 14.01.2020, begeistert geschrieben: Wenn es noch eines Beweises für den Erfolg von “Fridays for Future” bedurft hätte, habe ihn Larry Fink mit seinem Brandbrief an Topmanager weltweit führender – auch deutscher – Konzerne „gerade erbracht“. Die Botschaft: Die Herren sollten sich gefälligst mehr um den Klimaschutz kümmern. Fink drängte die Konzernchefs in dem Schreiben zum Umbau ihrer Firmen. Zwar nähmen die Märkte das Risiko von Klimaveränderungen für Wirtschaftswachstum und Wohlstand nur zögerlich zur Kenntnis, “aber das Bewusstsein der Bürger ändert sich rasant, und ich bin überzeugt, dass wir vor einer fundamentalen Umgestaltung der Finanzwelt stehen”. Doch am 03.12.2020 meldete das TV-Magazin Monitor Zweifel an: Der Finanz-Gigant stecke nach wie vor Milliarden in nicht nachhaltige und klimaschädliche Projekte. weiterlesen

Wer Wind sät, wird Sturm ernten?

Peter Hennicke über die UBS/PwC-Studie „Riding the storm“1

Eine neuere Studie von UBS und PwC mit dem vielversprechenden Titel “Riding the Storm“ untersucht die Anzahl, den Vermögensumfang, die Investitions-Schwerpunkte und die Perspektiven der Milliardäre der Welt2 bis zum Juli 2020. Insofern vermittelt die Studie auch einen interessanten Einblick in die Wechselwirkungen von ökonomischen Folgen der Corona-Krise und Aktivitäten der Superreichen. Insbesondere eine Hauptthese ist interessant: “Wir haben bereits zuvor gesehen, wie eine Kohorte von „Innovators“ und „Disruptors“ von Milliardären, die in den Bereichen Technologie, Gesundheitswesen und Industrie aktiv sind, zur Umgestaltung der Wirtschaft beigetragen hat. COVID-19 hat diesen Trend drastisch beschleunigt … Dies ist ein Schlüsselmoment in der Wirtschaftsgeschichte, eine Zeit außergewöhnlicher schumpeterianischer kreativer Zerstörung“.3

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Klimawandel wird Thema bei Bankentreffen

Erderwärmung in Finanzbranche angekommen – US Federal Reserve (Fed) tritt Network for Greening the Financial System (NGFS) bei

Inzwischen ist der Klimawandel auch bei internationalen Banken-Treffen ein wichtiges Thema – am 20.11.2020 auch erstmals beim traditionellen European Banking Congress in Frankfurt – so Rolf Obertreis in der Frankfurter Rundschau. Notenbanker und Banker seien sich einig gewesen, dass die Risiken des Klimawandels erheblich sind und entsprechend berücksichtigt werden müssten.

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Plötzlich Machtzentrum

Deutsche Börse übernimmt Mehrheit an ISS

„Die Deutsche Börse gilt als einer der langweiligsten Dax-Konzerne, jetzt übernimmt das Unternehmen passend zum Investorentag den wichtigen Anlageberater und Datenanbieter ISS – und steigt so zur globalen Macht auf“, stellt die Wirtschaftswoche am 18.11.2020 lakonisch-trocken fest. „Plötzlich Machtzentrum“ überschreibt Lukas Zdrzalek seinen Text. Mindestens ebenso lakonisch-trocken liest sich die Medienmitteilung der Frankfurter Deutsche Börse AG:

    • Die Deutsche Börse erwirbt in Partnerschaft mit dem aktuellen Management und Genstar Capital eine Mehrheitsbeteiligung an Institutional Shareholder Services (ISS), basierend auf einer Bewertung von 2.275 Millionen US-Dollar (1.925 Millionen Euro) für 100 % von ISS
    • Durch die Akquisition wird die Deutsche Börse zu einem der weltweit führenden Anbieter von ESG-Daten und Research
    • Das Daten- und Researchgeschäft von ISS ergänzt die Geschäftsaktivitäten der Deutschen Börse entlang der gesamten Wertschöpfungskette; die Übernahme eröffnet beiden Unternehmen zusätzliche Wachstumschancen
    • Um die Unabhängigkeit von Datengeschäft und Research sicherzustellen, bleibt ISS innerhalb der Deutschen Börse eigenständig
    • ISS-CEO Gary Retelny wird das Unternehmen weiterhin leiten

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Neues Buch: Die EZB und die Menschenrechte

Versagt die zentrale Finanzinstitution der EU?

Während Ökonomen darüber streiten, ob die neue EZB-Chefin Christine Lagarde die lockere Geldpolitik ihres Vorgängers Mario Draghi im Interesse der Finanzstabilität und in Richtung 2% Inflation fortsetzen sollte, treibt die Forschungsgruppe Wirtschaft und Finanzen des Weltethos-Instituts an der Universität Tübingen die Frage voran, ob die EZB gerade in dieser Frage im Interesse der ökologischen, sozialen und kulturellen Nachhaltigkeit völlig versagt.

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„Der ‚wahre‘ Wert von grünem Wasserstoff“

Revolutionierung der Land- und Energiewirtschaft mit Regionalwert-Methode

Wie bemisst man den Wert nachhaltiger Bewirtschaftungsverfahren? Wie wertvoll ist das Fachwissen von Land- und Energiewirten? Bislang finden nur finanziell quantifizierbare Werte den Weg in die Unternehmensbilanzen. Soziale oder ökologische Aspekte bleiben unberücksichtigt – sehr zum Nachteil von nachhaltig wirtschaftenden Firmen. Die Freiburger Regionalwert AG hat eine Methode entwickelt, die die Buchhaltung im Agrar- und auch im Energiesektor revolutionieren könnte. Jetzt steht ihr Gründer Christian Hiß mit seinem Konzept kurz vor dem Durchbruch und will aus dem bisherigen Nischendasein heraustreten. Gemeinsam mit dem Software-Giganten SAP möchte er auf die große Bühne. Dies könnte speziell für die Energiewirtschaft weitreichende Folgen haben, denn die Regionalwert-Nachhaltigkeitsanalyse könnte dabei helfen, den „wahren“ Wert von grünem Wasserstoff zu ermitteln.

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Regierung gegen bedingungsloses Grundeinkommen

Petition: „Angesichts der Corona-Krise ‚kurzfristig und zeitlich begrenzt, aber solange wie notwendig'“ 

Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist aus Sicht der Bundesregierung nicht geeignet, eventuelle Lücken der Corona-Hilfen zu stopfen – so der parlamentseigene Pressedienst heute im bundestag am 26.10.2020. Das erlärte Gerald Becker-Neetz, Leiter der Unterabteilung Soziale Marktwirtschaft, Zukunft des Sozialstaates und Forschung beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) am 26.10.2020 während einer öffentlichen Sitzung des Bundestags-Petitionsausschusses. Die Bundesregierung überprüfe stäändigdie Zielgenauigkeit der Corona-Hilfsmaßnahmen und steuere bei Bedarf nach, so der Beamte. weiterlesen

EZB weigert sich, ethische Kriterien anzuwenden

Verpflichtung der Europäischen Zentralbank auf EU-Grundrechtscharta

Letzte Aktualisierung: 20. Oktober 2020

In den Zulassungskriterien für Wertpapiere und notenbankfähige Sicherheiten für geldpolitische Geschäfte mit der EZB (siehe z.B. Amtsblatt der Europäischen Union L 91/3, 2.4.2015) sind keine Beschränkungen ethischer Art explizit aufgeführt. Die Begriffe „Nachhaltigkeit“ und „Menschenrechte“ kommen in der entsprechenden Leitlinie rein gar nicht vor. Dies wurde zum Anlass genommen, die von der EZB als Kreditsicherheit akzeptierten Wertpapiere erstmals hinsichtlich ethischer Kontroversen zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen eine aus Sicht des Autors inakzeptable Regulierungslücke, da die Wertpapiere mit zahlreichen ethischen Kontroversen in Verbindung stehen , welche der EU-Grundrechtscharta als Mindeststandard nicht gerecht werden. Der Autor entschied sich eine öffentliche Petition beim Europäischen Parlament einzureichen. Die Petition wurde am 08.05.2017 eingereicht und am 15.05.2017 unter der Nr. 0429/2017 mit dem Namen „Verpflichtung der Europäischen Zentralbank auf EU Grundrechtscharta“ registriert.

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Skandalöse Antwort der EZB auf Petition und Offener Brief

Petition Nr. 0429/2017 von Harald Bolsinger zur Übereinstimmung der Europäischen Zentralbank mit der EU-Charta der Grundrechte – Antwort der EZB – Erwidernde Antwort der Weltethos-Forschungsgruppe als Offener Brief

Sehr geehrter Herr Abgeordneter des Europäischen Parlaments,
Sehr geehrte Frau Montserrat,
Vielen Dank für Ihr Schreiben, in dem Sie die Europäische Zentralbank (EZB) um weitere Informationen zu ihrer Antwort auf die Petition Nr. 0429/2017 von Harald Bolsinger (Deutsch) über die Einhaltung der Charta der Grundrechte der Europäischen Union (im Folgenden „Charta“) durch die EZB ersuchen. Das vorrangige Ziel der EZB besteht gemäß dem Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (im Folgenden „Vertrag“) darin, mittelfristig Preisstabilität zu gewährleisten. Um dieses vorrangige Ziel zu erreichen, stehen der EZB und den nationalen Zentralbanken des Eurosystems eine Reihe von Instrumenten zur Verfügung, die in der Satzung der EZB und des ESZB (im Folgenden „Satzung“) aufgeführt sind. Kreditgeschäfte mit Kreditinstituten und anderen Marktteilnehmern sind eines dieser Kerninstrumente, wie in Artikel 18 der Satzung festgelegt. Die Notenbankfähigkeit von Vermögenswerten als Sicherheiten für solche Kreditgeschäfte richtet sich daher in erster Linie nach Überlegungen hinsichtlich des geldpolitischen Ziels und eines angemessenen Risikomanagements – der Abschirmung des Eurosystems gegen potenzielle Verluste. Das Eurosystem stellt sicher, dass Sicherheiten dem geldpolitischen Ziel dienen und dass das Eurosystem angemessen gegen Risiken geschützt ist, und behält sich das Recht vor, die Mobilisierung bestimmter Sicherheiten zu begrenzen oder abzulehnen. Gemäß Artikel 19 der Satzung und innerhalb der vom Rat nach diesem Artikel festgelegten Grenzen kann das Eurosystem zur Verfolgung der geldpolitischen Ziele von den Kreditinstituten verlangen, Mindestreserven zu unterhalten. Mindestreserven sind nicht besichert, da sie eine Einlage darstellen, die von Kreditinstituten, die den Mindestreservevorschriften des Eurosystems unterliegen, bei ihren jeweiligen nationalen Zentralbanken des Eurosystems getätigt werden. Kein Kontrahent ist aufgrund der Mindestreservepflicht verpflichtet, Sicherheiten zu halten.

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Verlust von Biodiversität größeres Risiko als Klimawandel

Ergebnisse des Stockholm Resilience Centre (SRC)

Biodiversität verkörpert das von Arten im Zuge der Evolution über Jahrmillionen erworbene Wissen. In ihr spiegelt sich die Fähigkeit von Pflanzen und Tieren wider, unter den höchst unterschiedlichen Umweltbedingungen, die es auf der Erde gegeben hat, zu überleben. Sie umfasst Leben in all seinen Formen – von einzelnen Genen bis zu vollständigen Ökosystemen. Das Zusammenspiel dieser unterschiedlichen Elemente hat dafür gesorgt, dass die Erde seit Jahrmillionen bewohnbar ist. Doch die Biodiversität nimmt heute schneller ab als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in der Geschichte der Menschheit: Das Artensterben vollzieht sich gegenwärtig mit einem zehn bis mehrere hundert Mal so hohen Tempo wie im Durchschnitt der letzten 10 Millionen Jahre; darauf weist Masja Zandbergen-Albers, Head of sustainability integration bei Robeco am 24.09.2020 in einem Bericht hin.

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