Blackrock: Ein Geldkonzern auf dem Weg zur globalen Vorherrschaft

Lesehinweis: Blackrock – ein edler Text täuscht

Er verwaltet die Ersparnisse von Millionen Anlegern, ist Europas größter Aktionär – und seine langen Arme reichen bis in Regierungen, ist aber püraktisch unbekannt. und schreiben im Berliner Tagesspiegel, wie der Finanzkonzern Blackrock zum mächtigsten Unternehmen der Welt wurde.

Eine Firma, der die ganze Welt gehört?
Eine Firma, der die ganze Welt gehört? Illustration © Investigate Europe

Am 16. Januar 2018 hätten viele Top-Manager, die Chefs fast aller Weltkonzerne in Europa und Amerika den gleichen Brief bekommen („A Sense of Purpose“). Und der Absender aus New York habe in einem Ton geschrieben, den die Mächtigen der globalen Wirtschaft nicht gewohnt sind: Die „Besitzer von Kapital haben seit der Finanzkrise enorme Gewinne eingestrichen“, und „gleichzeitig müssen viele Menschen mit geringem Lohnwachstum und unzureichender Altersvorsorge leben“, hieß es darin. „Diese Trends sind die wesentliche Ursache für die Angst und die Polarisierung, die wir in der ganzen Welt beobachten“, beklagte der Autor und forderte radikale Veränderungen. Der „finanzielle Erfolg“ reiche nicht mehr, um Unternehmen zu erhalten. Vielmehr sollten sie auch „einen sozialen Zweck“ erfüllen, schrieb er. Sie müssten „allen einen Nutzen bringen, Ihren Aktionären genauso wie Ihren Angestellten und Kunden. Andernfalls würden sie „Ihre Existenzberechtigung verlieren. Wir werden die Verantwortung wahrnehmen, diesen Wandel voranzutreiben“, kündigte der Briefschreiber an.

Simnantke/Schumann weiter: „Sozialer Zweck, Nutzen für alle, und das gleich für Tausende von Unternehmen – das klingt nach einem idealistischen Weltverbesserer mit Größenwahn. Aber der Eindruck täuscht. Der Brief kam von einem der mächtigsten Männer der Weltwirtschaft: Laurence („Larry“) Fink, Chief Executive Officer von Blackrock, dem größten Finanzkonglomerat der Welt. Fink und seine Manager verwalten 6300 Milliarden Dollar Anlagekapital. Damit ist der Konzern an mehr als 17 000 Unternehmen beteiligt und bei allen börsennotierten Weltkonzernen aus Europa und den USA einflussreicher Großaktionär. Zugleich ist er eng vernetzt mit Regierungen, Behörden, Banken und Versicherungen.“ Doch Blackrock ist keineswegs so edel wie der Brief glauben machen  könnte…

Das Team INVESTIGATE EUROPE (IE) ist ein Team von neun Journalisten aus acht europäischen Ländern. Sie recherchieren gemeinsam Themen, die für ganz Europa wichtig sind und teilen die Ergebnisse. Auf dieser Basis produzieren sie gemeinsam mit Kollegen in den jeweiligen Ländern Beiträge, wie sie die beteiligten Medien benötigen. Unterstützt wird das Projekt durch die Hans-Böckler-Stiftung, die norwegische Stiftung Fritt Ord, die Stiftung Hübner & Kennedy, die GLS Treuhand, die Schöpflin-Stiftung, die Rudolf-Augstein-Stiftung und die Open Society Initiative for Europe. Das Team kooperiert mit den NGOs Journalismfund und N-Ost.
Die Recherchen über den Blackrock-Konzern werden in ganz Europa veröffentlicht. Zu den Medienpartnern gehören neben dem Tagesspiegel unter anderem Gazeta Wyborza, La Vanguardia, Mediapart, Publico, Efimerida ton Syntakton, Aftenposten, Tagesanzeiger, Falter. Außer den beiden Autoren arbeiten Crina Boros, Wojciech Ciesla, Ingeborg Eliassen, Jordan Pouille, Nikolas Leontopoulos, Maria Maggiore und Paulo Pena für „IE“. Mehr zum Projekt: www.investigate-europe.eu.

Einleitung des Blackrock-Artikels auf der IE-Webseite: „Es ist gut möglich, dass Sie noch nie von BlackRock gehört haben. In weniger als 30 Jahren ist dieses amerikanische Finanzunternehmen vom Nichts zum weltweit größten und vertrauenswürdigsten Verwalter des Geldes anderer Menschen herangewachsen. Die in ihrer Obhut befindlichen Vermögenswerte sind erstaunliche 6,3 Billionen US-Dollar wert – eine Zahl mit 12 Nullen.

  • Wie viel und wo investiert BlackRock in Europa?
  • Wie wirkt sich diese enorme Finanzkraft aus und welche Konsequenzen hat sie für die europäischen Unternehmen und ihre Mitarbeiter?
  • Und werden BlackRock’s kürzlich angekündigte soziale Erwartungen – von Unternehmen, in die es investiert – dazu beitragen, die Geschäftswelt zu verbessern?

Gemeinsam mit der niederländischen Forschungsplattform „Follow the money“ hat das Team von Investigate Europe´s diese Fragen untersucht. BlackRock lehnte unsere Interviewanfragen ab. Man weigerte sich auch, die schriftlich eingereichten Fragen von IE zu beantworten. Ökonomen, Politiker, Banker, Investoren, Forscher, Manager und ehemalige BlackRock-Mitarbeiter haben jedoch dazu beigetragen, ein Unternehmen wie kein anderes zu beschreiben. Ihr Wissen zeigt einen globalen Geldgiganten mit Kunden in 100 Ländern, der:

  • den Wettbewerb durch den Besitz von Anteilen an konkurrierenden Unternehmen untergräbt;
  • die Grenzen zwischen Privatkapital und Regierungsangelegenheiten verwischt, indem sie eng mit den Regulierungsbehörden zusammenarbeitet;
  • tritt für die Privatisierung der Rentensysteme ein, um das Sparkapital in seine Fonds zu leiten

Und damit wirklich kein falscher Eindruck entsteht (vielleicht gar der, Fink sei für das Ethisch-Ökologische Rating zu erwärmen), schließen die Autoren mit den Sätzen: „So ist das soziale Engagement des neuen Königs der Wall Street bisher kaum mehr als eine gut orchestrierte PR-Übung. Was zählt, ist dann wohl doch nur der Anlageerfolg. Der allerdings kann sich sehen lassen, vor allem für Finks eigene Aktionäre. Seit Januar 2017 stieg der Kurs der Blackrock-Aktie um 40 Prozent.“

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