Beiträge der Kategorie: Wirtschaftsethik

15.000 Wissenschaftler sprechen eindringliche „Warnung an die Menschheit“ aus

Mit ihrer Hiobsbotschaft wollen Forscher aus der ganzen Welt die Menschheit wachrütteln – und bieten konkrete Lösungen an, um die katastrophalsten Folgen abzuwenden.

Mehr als 15.000 Wissenschaftler aus 184 Ländern sind sich einig: Wenn wir nichts gegen Klimawandel, Waldabholzung, mangelnde Frischwasserversorgung und das rasante Bevölkerungswachstum unternehmen, setzen wir die Zukunft der Menschheit aufs Spiel.Gemeinsam unterzeichneten die Forscher, zu denen renommierte Wissenschaftler wie Jane Goodall, E. O. Wilson und James Hansen gehören, einen Besorgnis erregenden Appell mit dem Titel „World Scientists’ Warning to Humanity: A Second Notice„, der am 13.11.2017 im Wissenschaftsjournal BioScience veröffentlicht wurde.

Mit insgesamt 15.373 Unterschriften von Forschern aus den unterschiedlichsten Disziplinen dürfte es sich um den Artikel mit dem größten wissenschaftlichen Rückhalt in der Geschichte handeln. Schon einmal hatten Wissenschaftler gemeinsam eine ähnliche Warnung verkündet: 1992 veröffentlichten 1.700 Wissenschaftler, darunter viele heutige Nobelpreisträger, den offenen Brief „World Scientists’ Warning to Humanity„.

weiterlesen

Weg „subversiver Integration“

Johannes Hoffmanns Einführung in die Jubiläumstagung der Forschungsgruppe Ethisch-Ökologisches Rating (FG EÖR) an der Goethe-Universität in Frankfurt am 3. und 4. November 2017 in Bad Boll

1. Dank an alle, welche die Erkenntnisse der FG EÖR über die Jahre erarbeitet haben

Johannes Hoffmann - Foto © privat, FGEÖR
Johannes Hoffmann – Foto © privat

Die FG EÖR wird seit nunmehr 25 Jahren durch das gemeinsame Interesse an nachhaltiger Entwicklung im Rahmen der Marktwirtschaft motiviert. Unser Beitrag ist getragen von dem Bemühen, verborgene Sachverhalte offenzulegen, Ungesehenes sichtbar zu machen, aus überholten Traditionen herauszulocken, Mut für neue Wege zu machen, effektive Altruisten zu begleiten und zu fördern, einen Weg „subversiver Integration“¹ zu gehen, damit Menschwerdung in Gemeinschaft im Mit-Sein mit der Schöpfung gelingen kann.

Nach über 25 Jahren wissenschaftlicher Arbeit der FG EÖR zur Entwicklung von ökologischer, sozialer, ökonomischer und interkultureller Nachhaltigkeit in der Marktwirtschaft ist es durchaus sinnvoll, einmal an die Anfänge zu erinnern und einen Blick auf die gegenwärtig laufende Arbeit zu werfen, um daraus Überlegungen für die zukünftige Forschungs- und Bewusstseinsbildungsarbeit zu gewinnen. Das ist die Intention dieser Fachtagung.

weiterlesen

„Indien verzeichnet wirtschaftliches Wachstum, allerdings ohne Armutsminderung“

Der indische Befreiungstheologe Felix Wilfred im Interview mit Misereor

Misereor - LogoMit dem Welttag der Armen will Papst Franziskus „die Gläubigen anspornen, damit sie der Wegwerfkultur und der Kultur des Überflusses eine wahre Kultur der Begegnung entgegenstellen“. Die beiden Hilfswerke Adveniat und MISEREOR haben auf den verschiedenen Kontinenten Menschen interviewt, die sich mit ihrem Leben für die Armen einsetzen. Im folgenden Gespräch äußert sich der indische Befreiungstheologe Felix Wilfred zur Situation in Indien.

Verglichen mit anderen Nationen ist die Armutsquote in Indien besonders hoch. Warum führen die Bemühungen Indiens, diese Situation zu ändern, nicht zum Erfolg?

Felix Wilfred - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify 20171103
Felix Wilfred – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für EÖR-Blog 20171103

Felix Wilfred: Das liegt daran, dass Indien noch mehr als andere Nationen ein falsches Entwicklungsmodell verfolgt. Daher verzeichnet das Land zwar Wachstum (Indien ist heute, trotz gelegentlicher Rückschläge, die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft weltweit), jedoch ohne Armutsminderung. Das gegenwärtig weltweit vorherrschende Entwicklungsmodell führt zu falschen Prioritäten. Der Hochgeschwindigkeitszug „Bullet Train“ wird zur Priorität ernannt – ein Prestigeprojekt –, während 190 Millionen Menschen in Indien Tag für Tag hungern und 97 Millionen Kinder aufgrund von Mangelernährung untergewichtig sind. Ein zweiter Grund ist, dass dieses Entwicklungsmodell in einem Land umgesetzt wird, das nicht über die richtigen Voraussetzungen verfügt. Bevor China unter sozialistischem Regime den Weg zu einer liberalen Wirtschaft einschlug, nahm man eine Landverteilung vor, sorgte für ein einigermaßen funktionierendes öffentliches Gesundheitswesen usw. Indien sprang auf den Zug der Globalisierung und der freien Wirtschaft auf, ohne vorher diese Voraussetzungen zu schaffen. Daher bleiben beim vorherrschenden Entwicklungsmodell, dem Indien folgt, Millionen von Armen auf der Strecke, während man darüber nachdenkt, wie man das Bruttoinlandsprodukt steigern und mit anderen Nationen in der Entwicklung konkurrieren kann. Der Leitspruch des Wirtschaftsliberalismus, dem Indien folgt, lautet: Wer nicht konkurriert, stirbt. In Indien sterben aber Menschen, weil fehlgeleitete Politiker und Planer konkurrieren wollen; und in diesem Prozess werden in einem in der indischen Geschichte ungekannten Ausmaß die ohnehin Wohlhabenden immer noch reicher.

weiterlesen

1. Sustainable Finance Gipfel Deutschland

Nachhaltigkeitsaktivitäten im Finanzsektor

H4SF - logoDer Sustainable Finance Gipfel Deutschland unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums der Finanzen am 23.10.2017 im DVFA Center in Frankfurt am Main war die erste öffentliche Veranstaltung des gerade gegründeten „Hub for Sustainable Finance“ (H4SF). Im H4SF koordinieren die Deutsche Börse und der Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten im Finanzsektor unter Einbeziehung weiterer nationaler und internationaler Akteure und Inititativen und entwickeln sie für Deutschland weiter (siehe auch: blog.ethisch-oekologisches-rating.org/nachhaltige-finanzwirtschaft-in-deutschland-vorantreiben). Sustainable Finance will die Stabilität von Finanzmärkten sicherstellen, indem Anlage- und Kreditmanagement die Betrachtung langfristiger Risiken, und die Einbeziehung wertschöpfender, intangibler und ESG-Treiber zur Grundlage der Investitions- und Anlagepolitik macht.

weiterlesen

Nachhaltige Finanzwirtschaft in Deutschland vorantreiben

Zehn Thesen des H4SF

H4SF - logoDer Steuerungskreis des Hub for Sustainable Finance (H4SF) hat in Berlin zehn Thesen für eine nachhaltigere Finanzwirtschaft vorgestellt. Die Empfehlungen richten sich an die Finanzmarktakteure – und an die Politik.

Grundlage für das Papier sind der Interimsbericht der High Level Expert Group on Sustainable Finance der EU-Kommission , die PRI Roadmap für Deutschland , das living document Sustainable Finance des Rates für Nachhaltige Entwicklung , das der Rat seit März fortschreibt, die Zielsetzung der Accelerating Sustainable Finance Initiative der Deutschen Börse  und die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures des Finanzstabilitätsrates.

Als erste öffentliche Veranstaltung findet am 23. Oktober in Frankfurt ein „Sustainable Finance Gipfel Deutschland“ des Hub for Sustainable Finance im Hause der DVFA, Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management, statt (Tagesordnung). Hier werden die zentralen Thesen (hier auch auf Englisch) des Hub for Sustainable Finance für eine nachhaltige Finanzwirtschaft in Deutschland diskutiert.

weiterlesen

EZB soll unethische Geschäfte ausschließen

Petition bim EU-Parlament eingereicht

EZB logoIn den Zulassungskriterien für Wertpapiere und notenbankfähigen Sicherheiten für geldpolitische Geschäfte mit der EZB sind keine Beschränkungen ethischer Art explizit aufgeführt. Die Begriffe „Nachhaltigkeit“ und „Menschenrechte“ kommen in der entsprechenden Leitlinie rein gar nicht vor. Dies wurde zum Anlass genommen die von der EZB für Mindestreservezwecke akzeptierten Wertpapiere erstmals hinsichtlich ethischer Kontroversen zu untersuchen.

EU-Parlament Petitionen - logoDie Ergebnisse zeigen eine inakzeptable Regulierungslücke, da die Wertpapiere mit zahlreichen ethischen Kontroversen in Verbindung stehen können, welche der EU-Grundrechtscharta als Mindeststandard nicht gerecht werden. Der Autor der Studie Harald Bolsinger entschied sich, eine öffentliche Petition beim Europäischen Parlament einzureichen.

Die Petition steht auf der Tagesordnung der Sitzung des Petitionsausschusses, die am 11.10.2017 in Brüssel stattfinden wird – die Petition steht für 16:35 Uhr auf der Tagesordnung. Die Aussprache kann unter http://www.europarl.europa.eu/activities/committees/homeCom.do?language=DE&body=PETI  live verfolgt werden.

Wenn die EZB durch diese Petition angehalten wird, ihre als Mindestreserve akzeptierten Wertpapiere einer Ethikprüfung zu unterziehen, könnte dies Folgewirkung für alle Geschäftsbanken europaweit haben. Alle Banken könnten dann angehalten werden, unethische Geschäfte zumindest bei ihren Wertpapieren zur Mindestreserve nachweisbar auszuschließen.

Unterstützer müssen sich

  1. zuerst auf der EU Webseite registrieren (auf https://petiport.secure.europarl.europa.eu/petitions/en/registration/register#registerFrm),
  2. Bestätigungsmail beantworten,
  3.  dann auf der Suchmaske  die Petition finden mit der Eingabe von „Bolsinger“ – oder direkt den Link http://bit.ly/2z1vsVj klicken zweiter möglicher Link:  https://petiport.secure.europarl.europa.eu/petitions/en/petition/content/0429%252F2017/html/Petition-No-0429%252F2017-by-Harald-Bolsinger-%2528German%2529-on-the-compliance-of-the-European-Central-Bank-with-the-EU-Charter-of-Fundamental-Rights,
  4. dann unten rechts den „Support“-Button zur Unterstützung klicken.

 

Drei-Säulen-Konzept gegen Ungleichheit und Armut

Neue Studie des IMK

Die soziale Schere zwischen Arm und Reich hat sich deutlich geöffnet. Was die Politik dagegen tun kann, zeigt eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. IMK-Direktor Prof. Dr. Gustav A. Horn entwickelt darin gemeinsam mit seinen Forscherkollegen Jan Behringer, Dr. Sebastian Gechert, Dr. Katja Rietzler und Dr. Ulrike Stein konkrete Vorschläge, mit denen sich die Ungleichheit hierzulande wirksam reduzieren lässt. weiterlesen

Einkommen, Vermögen, Ungleichheit

Wissenschaftlicher Rechercheservice der Hans-Böckler-Stiftung

Wie weit ist die soziale Schere in Deutschland geöffnet? Das ist auch für Fachleute nicht immer ganz einfach zu sagen. Wo gibt es überhaupt aussagekräftige Zahlen zur Ungleichheit, wo fehlen sie und warum? Was kann man auf der Basis der vorliegenden Daten über die Entwicklung sagen? Stärkt oder schwächt Ungleichheit das Wirtschaftswachstum? Wie entwickelt sich die Armut? Die häufigsten Fragen rund um Einkommen, Vermögen, Armut und Reichtum beantworten die „FAQs Ungleichheit“, ein Angebot der Hans-Böckler-Stiftung.

Für die Antworten haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) und des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Stiftung die relevanten Quellen zusammengefasst. Sie sind auch für Laien verständlich, und sie beschränken sich auf eine Seite – inklusive einer zentralen Grafik, deren Daten heruntergeladen werden können. Das Angebot finden Sie im Verteilungsmonitor des WSI der Hans-Böckler-Stiftung. Die Daten wurden in den vergangenen Wochen aktualisiert.

Leben auf Pump – Earth Overshoot Day 2017

Alarmierend: Sechs Tage früher als 2016

Ab heute, Dienstag, dem 02.08.2016, sind die natürlichen Ressourcen aufgebraucht, welche die Erde 2016 regenerieren und damit ohne Schaden zur Verfügung stellen kann. Ab dann muss die Menschheit bis Jahresende bei der Natur einen Kredit aufnehmen. Ein Parameter für diesen Kredit ist der „Earth Overshoot Day“ (EOD) – deutsch: Weltüberlastungstag oder -erschöpfungstag), jährlich berechnet vom footprintnetwork. weiterlesen