Nachhaltiges Wirtschaften der Zukunft

NABU-Studie: „Ressourcen sparen, Natur schützen“

Um die Erde nicht über die Grenzen ihrer Belastbarkeit zu bringen, gilt es die globalen CO2-Emissionen und den Ressourcenverbrauch deutlich zu reduzieren. Lösung hierfür bietet die Bioökonomie, also ein auf nachwachsenden Rohstoffen basierendes Wirtschaftssystem. Eine am 12.05.2021 veröffentlichte Studie des Internationalen Instituts für Nachhaltigkeitsanalysen und -strategien (IINAS) im Auftrag des NABU („Zukunftsfähige Bioökonomie„, März 2021) zeigt, wo die Potenziale für eine nachhaltige Nutzung von Rohstoffen am größten sind. Darüber hinaus präsentieren die Autorinnen und Autoren mit dem ganzheitlichen Lösungsansatz „BioWEconomy“, wie nachhaltiges Wirtschaften in Zukunft aussehen könnte.

Grüne Bioraffinerie – Grafik © bilddatenbank.nabu.de

Krüger: Einseitige Produktion und Nutzung nachwachsender Rohstoffe kann Arten- und Klimakrise verschärfen – Ökosysteme müssen mitgedacht werden

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: „Ein Wirtschaftssystem, das auf nachwachsende Rohstoffe setzt, entlastet nicht zwangsläufig die Natur und Umwelt. Eine einseitige und unkontrollierte Nutzung könnte die Klima- und Artenkrise sogar noch verschärfen. Unsere Ökosysteme müssen in der Bioökonomie daher unbedingt mitgedacht werden. Wir brauchen ganzheitliche Lösungen, bei denen nicht nur technische Innovationen, sondern auch Natur und Gesellschaft miteinbezogen werden. Entscheidend ist hierbei, unseren Ressourcenverbrauch deutlich zu reduzieren, um unsere Erde nicht über ihre Grenzen hinaus zu belasten. Die Studie präsentiert hier konkrete Handlungsspielräume und zeigt, wie nachhaltiges Wirtschaften in Deutschland und Europa zukünftig aussehen könnte.“

Die Autoren und Autorinnen der Studie nennen fünf wichtige Stellschrauben für eine naturverträgliche und nachhaltige Bioökonomie:

  1. Maximal Biomassemenge anhand der Belastungsgrenze der Erde festlegen
  2. Anbausysteme, welche die Artenvielfalt fördern, vorantreiben
  3. Die Natur in Ökosystemen wiederherstellen (als natürliche CO2-Senken und biodiversitätsreiche Lebensräume)
  4. Konventionelle Ernährungs- und Konsumgewohnheiten umstellen und den Futtermittelverbrauch deutlich senken
  5. Bereits entnommene Rohstoffe effizient nutzen (bspw. Mehrfachnutzung, etwa von Neben- und Abfallprodukten (Kaskaden) und Recycling)

Darüber hinaus entwerfen die Autorinnen und Autoren das ganzheitliche Konzept einer „BioWEconomy“ – einen fachübergreifenden Austausch, um systemische Zusammenhänge zu verstehen und gemeinsame Lösungsansätze zu entwickeln und umzusetzen. Als Grundvoraussetzung hierfür müsste in Deutschland zunächst ein verbindlicher Rechtsrahmen geschaffen werden, um alle Regelungen unter dem Dach eines Bioökonomie-Gesetzes zu vereinen. Nationale Nachhaltigkeits-Maßnahmen, etwa bei Bau, Biodiversität, oder der Forst- und Landwirtschaft, könnten so integrierend gesteuert werden.

Hintergrund

Die Bioökonomie zielt darauf ab, einen Großteil der weltweit verwendeten fossilen Rohstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas durch alternative Rohstoffe zu ersetzen. Hierzu dienen nicht nur Pflanzen, Holz und Nutztiere, sondern auch organische Reststoffe, Mikroorganismen, Algen oder Insekten.

Kapitel 5.5.2 der Untersuchung: Die Rolle von Kultur und Kunst in der Bioökonomie

Fritsche et al. (2020) argumentieren, dass eine nachhaltige Bioökonomie ihren Geltungsbereich erweitern muss, um die soziale Dimension besser einzubeziehen und insbesondere Kultur und Kunst mit ihrer engen Verknüpfung zu Ernährung, Konsum und Mobilität (Freizeit, Tourismus) als Mittel zum Antrieb der Transformation zu nutzen (so auch Hanspach et al. 2020). Daher sind Kultur und Kunst als Investition in die soziale Infrastruktur zu fördern und als Teil der Bioökonomie-Transformation anzuerkennen.Aktivitäten und Engagement der Zivilgesellschaft werden entscheidenden Einfluss auf das Verhalten haben und dazu beitragen, gesellschaftliche Normen in Bezug auf Lebensmittel, Materialverbrauch und Mobilität zu verändern. Die breitere Einbindung der (Zivil)Gesellschaft in die Bioökonomie wird Unter-nehmen und öffentliche Verwaltungen mit neuen Werten und Zielen konfrontieren und neue Governance-Vereinbarungen und Umsetzungsallianzen ermöglichen. Sie ist zudem eine Voraussetzung für die Erhöhung der sozialen Akzeptanz von Bioökonomie-Anlagen (Produktions- und Konversionsstandorte, Logistik etc.) durch Information und aktive Beteiligung von Bürgern und zivilgesellschaftlichen Organisationen an der Planung und deren Umsetzung. Die Entwicklung eines BioWEconomy-Konzepts zur aktiven Einbeziehung von Kleinbauern, indigenen Völkern, Frauen und der Jugend durch Engagement und Bottom-up-Ansätze in Entscheidungsprozessen kann zudem die Bioökonomie für soziokulturelle und wirtschaftliche Innovationen öffnen.

Zheng et al. (2021) argumentieren, dass Kultur „lebenswichtig“ ist, um die SDGs zu erreichen – siehe auch Kapitel 2.2

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