Michael Braungart zu Besuch in der Forschungsgruppe Ethisch-Ökologisches Rating.

Cradle-to-Cradle: „Wir müssen alles neu erfinden“

Am 20.03.2015 war Michael Braungart zu Besuch in der FGEÖR im Haus von „Brot für die Welt“ in Berlin. In lockerer Gesprächsrunde stellte er sein „Cradle-to-Cradle“-Prinzip vor, das Peter Unfried in der taz einmal treffend so beschrieben hat: „Braungart will eine Welt ohne Umweltverschmutzung und Abfall, in der man alle Verbrauchsgüter gefahrlos aufbrauchen kann, weil sie nützlich für die Umwelt sind. Und in der man alle Gebrauchsgüter endlos wiederverwerten kann.“

Michael Braungart und Johanhnes Hoffmann (web) - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft - 20150320Es gehe nicht darum, der Umwelt weniger zu schaden, sondern ihr zu nutzen – „weniger zerstören ist noch lange nicht gut“. Sonst entspreche das Bemühen um mehr Nachhaltigkeit etwa dem Satz: „Schütze Dein Kind – schlage es weniger!“ Wir könnten – und müssten – „Dinge entwickeln, die nicht weniger schädlich, sondern nützlich sind“. Wir müssten „alles neu erfinden“. Er will nicht weniger Energie verbrauchen und nicht so viel CO2 ausstoßen, er will anders und besser produzieren.

„Quasi perfekt falsch“

Aber was machen wir? Wir erfinden, so der promovierte Chemiker und Materialwissenschaftler, „nachgeschaltete Umwelttechnik“, also „hoch optimierte falsche Systeme, und machen damit die falschen Dinge noch falscher – quasi perfekt falsch“. Wir hätten uns in diese Perfektionierung des Falschen geradezu verbissen: Zum Beispiel recyceln wir Dinge, die nicht fürs Recycling taugen, wie etwa Toilettenpapier. Oder wir versuchten, Kohlekraftwerke weniger schädlich zu machen.

Sein Prinzip „Cradle to Cradle“, abgekürzt C2C, ist für ihn ein Gegenentwurf zum gegenwärtigen ökologischen (und vor allem ökonomischen) Denken und Handeln. Unfried: „Die Vision lautet: Verschwendet! Aber richtig. Zum Beispiel die Sonne. Erneuerbare Energie. Davon gibt es genug. Seid wie die Ameisen! Konsumiert. Aber macht keinen Müll.“

Braungart ist inzwischen rund um den Globus weit bekannter als in Deutschland: die niederländische Provinz Limburg hat sich beispielsweise inzwischen offiziell dem C2C-Prinzip verschrieben. Er konzipiert dauernd neue Produkte. Produkte, die „rematerialisierbar“ sind: Sie werden nicht weggeworfen, sondern sollen entweder schadstofffrei in die Natur zurückgehen oder endlos wiederverwertet werden können. Braungart will Veränderung eher über Design erreichen als über Bewusstsein. Er lässt Proben herumgehen: Zum Beispiel einen Teppichboden, bzw. Sitzbezug, der Feinstaub bindet, statt Hunderte von chmischen Stoffen auszudünsten.

Dienstleistungen vermieten statt Produkte verkaufen

Die Vision für die Automobilindustrie: „Das Auto wird so entwickelt, dass dem Kunden nur noch die Dienstleistung Autofahren verkauft wird – das heißt 60.000 Meilen, 100.000 Kilometer – da ist das Benzin enthalten, die Steuer, die Versicherung drin, die Wartung. Dann hat der Hersteller plötzlich ein Interesse an einem energiesparenden Auto, das sicher ist, und das möglichst wenig Kosten verursacht. Denn man wird bloß noch pro Kilometer bezahlen, wie man das Auto nutzt. Nach fünf Jahren geht dieses Auto in ein Tauchbad, Enzyme fressen die Klebstoffe auf, denn damit ist das Auto zusammengeklebt, und man kann die Materialen wie bei einem Lego-Auto wieder getrennt zurückbekommen, und sie wieder einsetzen.“

Braungart untersuchte schon vor Jahren ein Fernsehgerät und fand darin 4.360 giftige Chemikalien. „Ich will aber doch nur fernsehen – und nicht gleichzeitig Haftung für 4.360 Giftstoffe übernehmen“. Seine Lösung: Man mietet – wie beim Auto – Fernseher oder Computer lediglich für eine bestimmte Zahl von Betriebsstunden. Oder man mietet Fenster, genauer gesagt, „man zahlt für vierzig Jahre Durchgucken“. Die Verantwortung für den Produktkreislauf sollen die Hersteller cradle-to-cradle übernehmen, also ihre Geräte nach beendeter Nutzung zurücknehmen – nur wenn sie gesetzlich dazu verpflichtet seien, würden sie anders und besser produzieren.

„Verhalten ändern, weil es Spaß macht“

Braungart sagt: Wir sind gar nicht zu viele auf der Welt, wir müssen nur unser Verhalten ändern, aber nicht aus Zwang oder Angst vor der Umweltkatastrophe, „sondern weil es Spaß macht“ – wenn wir also nützlich sind. „Die Ameisen wiegen viel mehr als wir – aber sie schaden der Erde nicht.“  Er unterscheidet zwischen Effektivität und Effizienz: „Der Kirschbaum ist nicht effizient – er ist effektiv.“ Weniger CO2 ausstoßen, gar „klimaneutral“ werden zu wollen, sind für ihn falsche Denkansätze, weil sie Schuld und Sühne implizierten. „Wir Menschen haben das Gefühl bekommen, dass wir schädlich sind. Und die deutsche Umweltbewegung hat auf merkwürdige Weise mitgeholfen, dass es dazu gekommen ist.“

Die Umwelt sei nicht „Mutter Natur“ (das sei eine Romantisierung), die uns bestrafe, weil wir sie misshandelt hätten, bei dieser Denkart regiere  das „schlechte Gewissen“. Daher sind für Braungart Begriffe wie „Nullemission, Passivhaus, Abfallvermeidung“ Negativ-Denken, er macht sich fast lustig darüber. „Wenn wir uns schuldig fühlen, sind wir nicht kreativ.“

Unfried fasst Braungarts C2C in drei Fragen:

  1. „Kann ich es wegschmeißen und Kompost draus machen?
  2. Kann ich es verbrennen und die Asche in den Garten tun?
  3. Nehmen Sie das zurück?“

(Peter Unfried in der taz vom 07.03.2009)

Braungarts Vision

(von der Webseite – leicht gekürzt)

Energie sparen, enthaltsam sein, die Produktionsprozesse effizienter und weniger schädlich machen – für Prof. Dr. Michael Braungart klingen diese Prinzipien von Nachhaltigkeit, wie wir sie heute verstehen, nicht besonders attraktiv und auch nicht zielführend. Seine Vision ist eine andere: Er möchte Produkte und Produktionsprozesse so entwickeln, dass Verschwendung kein Problem mehr ist. Sie sollen komplett unschädlich sein für Mensch und Natur. Mehr noch: Der Mensch soll mit dem was er tut nützlich sein für andere Stoffkreisläufe. Seine Produkte sollen in Stoffkreisläufen funktionieren, so dass es keinen unnützen Abfall, sondern nur noch nützliche Rohstoffe gibt. Dass das funktionieren kann, zeigen mehrere hundert Produkte auf der Welt, die nach diesem Prinzip entwickelt worden sind. Es nennt sich das Cradle to Cradle®-Design-Konzept („Von der Wiege bis zur Wiege“), und Michael Braungart hat es zusammen mit dem US-amerikanischen Architekten William McDonough entwickelt.

Während also die herkömmlichen Strategien der „öko-effizienten“ Ansätze sich bemühen, die unbeabsichtigten negativen Konsequenzen von Produktions- und Konsumprozessen unter quantitativen Aspekten zu reduzieren und zu minimieren, stellt der öko-effektive Ansatz von Braungart einen Qualitätsansatz dar, der darauf beruht, die Möglichkeiten der Industrie so zu verbessern, dass natur- und umweltunterstützende Produkte und Prozesse möglich werden. Die funktionierenden Wechselwirkungen zwischen natürlichen Systemen legen nahe, dass die Etablierung von nachhaltigen Systemen der Produktion und des Konsums keine Frage der Reduzierung der Größe unseres „ökologischen Fußabdrucks“ ist, sondern die Herausforderung ist eher, wie dieser „Fußabdruck“ als nie versiegende, unterstützende Quelle für natürliche System errichtet werden kann.

In diesem Zusammenhang spielt das Cradle to Cradle®-Design-Konzept eine entscheidende Rolle. Es definiert ein System für die Herstellung von Produkten und industriellen Prozessen, das es ermöglicht, Materialien als „Nährstoffe“ in geschlossenen Kreisläufen zu halten. Materialien von Produkten, die für biologische Kreisläufe optimiert sind, dienen als biologische Nährstoffe, und können bedenkenlos in die Umwelt gelangen. Materialien von Produkten, die für geschlossene technische Kreisläufe konzipiert sind, dienen als technische Nährstoffe (z.B. Metalle und verschiedene Polymere). Diese Materialien sollen nicht in biologische Kreisläufe geraten.

Michael Braungart möchte Produkte und Produktionsprozesse so entwickeln, dass Verschwendung kein Problem mehr ist. Sie sollen komplett unschädlich sein für Mensch und Natur. Mehr noch: Der Mensch soll mit de,m was er tut, nützlich sein für andere Stoffkreisläufe. Seine Produkte sollen in Stoffkreisläufen funktionieren, so dass es keinen unnützen Abfall, sondern nur noch nützliche Rohstoffe gibt. Dass das funktionieren kann, zeigen mehrere hundert Produkte auf der Welt, die nach diesem Prinzip entwickelt worden sind. Es nennt sich das Cradle to Cradle®-Design-Konzept („Von der Wiege bis zur Wiege“), und Michael Braungart hat es zusammen mit dem US-amerikanischen Architekten William McDonough entwickelt.

Während also die herkömmlichen Strategien der „öko-effizienten“ Ansätze sich bemühen, die unbeabsichtigten negativen Konsequenzen von Produktions- und Konsumprozessen unter quantitativen Aspekten zu reduzieren und zu minimieren, stellt der öko-effektive Ansatz von Braungart einen Qualitätsansatz dar, der darauf beruht, die Möglichkeiten der Industrie so zu verbessern, dass natur- und umweltunterstützende Produkte und Prozesse möglich werden. Die funktionierenden Wechselwirkungen zwischen natürlichen Systemen legen nahe, dass die Etablierung von nachhaltigen Systemen der Produktion und des Konsums keine Frage der Reduzierung der Größe unseres „ökologischen Fußabdrucks“ ist, sondern die Herausforderung ist eher, wie dieser „Fußabdruck“ als nie versiegende, unterstützende Quelle für natürliche System errichtet werden kann.

In diesem Zusammenhang spielt das Cradle to Cradle®-Design-Konzept eine entscheidende Rolle. Es definiert ein System für die Herstellung von Produkten und industriellen Prozessen, das es ermöglicht, Materialien als „Nährstoffe“ in geschlossenen Kreisläufen zu halten. Materialien von Produkten, die für biologische Kreisläufe optimiert sind, dienen als biologische Nährstoffe, und können bedenkenlos in die Umwelt gelangen. Materialien von Produkten, die für geschlossene technische Kreisläufe konzipiert sind, dienen als technische Nährstoffe (z.B. Metalle und verschiedene Polymere). Diese Materialien sollen nicht in biologische Kreisläufe geraten.

Produkte können in drei Kategorien eingeteilt werden: Verbrauchsgüter, Gebrauchsgüter sowie Güter, die nicht mehr zu vermarkten sind. Verbrauchsgüter, wie z. B. Reinigungsmittel oder Shampoos können aus „biologischen Nährstoffen“ gefertigt werden, so dass eine sichere Entsorgung dieser Produkte in die Umwelt jederzeit gewährleistet ist. Das gilt auch für die Verpackungen.Gebrauchsgüter, wie z. B. Autos, Waschmaschinen oder Fernsehgeräte, enthalten „technische Nährstoffe“. Diese Produkte stellen im Grunde genommen nur einen Service für ihre Nutzer bereit und können so hergestellt werden, dass nach Ablauf ihrer „Dienstzeit“ ein Recycling ihrer Bestandteile möglich ist. Genau genommen möchte der Mensch schließlich gar nicht das TV-Gerät mit all seinen Schadstoffen, sondern nur das Fernsehprogramm. Güter, die nicht mehr zu vermarkten sind, wie z. B. gefährlicher Abfall, stellen eine Gefahr für Gesundheit und Umwelt dar und sollten so rasch wie möglich ersetzt werden.

Aus der Ausrichtung der Produkteigenschaften auf die Anforderungen des Cradle to Cradle®-Design-Konzepts resultiert eine „ABC-X“-Einstufung. Die X-Liste zeigt Substanzen auf, die aus allen Produkten entfernt werden sollten, weil sie bekannt dafür sind, krebserregend, mutagen oder auf andere Weise zerstörend auf Mensch und Tier zu wirken. Die Substanzen auf der „Gray List“ sind zwar nicht ideal, es gibt für sie jedoch noch keine Ersatzstoffe, so dass sie momentan für die weitere Produktion unverzichtbar sind. Substanzen aus der passiven Positiv-Liste können genutzt werden, weil sie keinen Einfluss auf die Umwelt haben. Ziel ist es jedoch, Substanzen zu nutzen, die in der aktiven Positiv-Liste aufgrund ihrer nützlichen Qualitäten zusammengefasst werden, weil diese Substanzen absolut verträglich für die Gesundheit des Menschen und die Umwelt sind.

Sobald Produkte nach dem öko-effektiven Ansatz optimiert sind und in das Cradle to Cradle®-Bezugssystem passen, kann die „Triple Top Line“ hinzugezogen werden. Die Triple Top Line übernimmt das Konzept der „Triple Bottom Line“ ändert jedoch die Sichtweise: Fort von einer „Reduzierung der Nachteile“ und hin zu einer „Maximierung des Nutzens“. Diese neue Design-Perspektive erzeugt Triple Top Line-Wachstum: Produkte, die förderlich für die Natur und Kultur sind und gleichzeitig ökonomischen Wert haben. Das Design für die Triple Top Line orientiert sich an den Gesetzen der Natur und zeigt der Industrie Vorgehensweisen auf, um Systeme entwickeln zu können, die auch in Zukunft sicher funktionieren. In intelligent hergestellten Produkten, Prozessen und Produktionsstätten sind Werte und Qualität so enthalten, dass sie erfreuliche anstatt beklagenswerter Spuren hinterlassen.

Braungarts Terminologie

„Abfall“ ist gleichbedeutend mit „Nahrung“ – Das erste Design-Prinzip der „nächsten industriellen Revolution“: Alle Produkte werden als „Nährstoffe“ angesehen, die in „biologischen“ oder „technischen“ Kreisläufen fließen.

Biologischer Nährstoff – Grundmaterial, dass von Organismen – auch auf zellulärer Ebene – genutzt wird, um Lebensprozesse aufrecht zu erhalten. Gewöhnlich basieren biologische Nährstoffe auf Kohlenstoffverbindungen.

CRADLE TO CRADLE („C2C“ – Von der „Wiege zur Wiege“) – Ein Modell für industrielle Prozesse, in dem alle Materialien in geschlossenen biologischen oder technischen Kreisläufen fließen. „Abfälle“ existieren in diesem Sinne nicht, d.h. „Abfall“ ist – wie in der Natur – gleichbedeutend mit „Nahrung“.

Design Chemistry – Bezieht sich auf die Aufnahme und Berücksichtigung von weitgefächertem Fachwissen bei Produktanalyse, -herstellung und Re-Design hinsichtlich umwelt-intelligenter Kriterien.

Downcycling – Die übliche Praxis, Material so zu recyceln, dass viel wertvolles Material verloren geht (z. B. beim Recycling von Plastik, das oft nur zu Parkbänken wird).

Gebrauchsgüter – Produkte, die von Kunden gebraucht (nicht verbraucht) werden, aber im Eigentum der Hersteller bleiben, so dass Kunden von der Bürde ihrer Entsorgung befreit sind. Die „technischen Nährstoffe“ dieser Produkte werden in geschlossenen technischen Kreisläufen geführt und unterliegen einer ständigen Optimierung.

Nicht verwertbare Güter – Produkte, die weder konsumiert werden können, noch in organischen oder industriellen „Stoffwechseln“ genutzt werden können. Ein sicheres Recycling dieser Produkte ist zurzeit nicht möglich. Solche Produkte sollten möglichst bald ersetzt werden. Eine sichere Lagerung sollte gewährleistet sein.

Öko-Effektivität – Cradle to Cradle-Design Strategie, die gleichzeitig ökonomische, ökologische und soziale Werte berücksichtigt und die Voraussetzungen schafft, dass eine humane, sichere, profitable und regenerative Industrie „intelligente“ und gesunde Produkte herstellen kann.

Öko-Intelligenz – Elegante Lösungen im Umgang mit Ressourcen, die von natürlichen Systemen und Prozessen demonstriert werden (z. B. durch Nährstoff-Kreisläufe, Wechselbeziehungen, „Feier“ von Vielfalt, Nutzung der Sonnenenergie, Regeneration etc.).

Technischer Nährstoff – Material, das so konzipiert ist, dass es fortwährend in geschlossenen industriellen Kreisläufen fließt.

Upcycling – Gewünschte Praxis, so zu recyceln, dass kein wertvolles Material verloren geht (Gegenteil von „Downcycling“).

Verbrauchsgüter – Produkte, die für geschlossene biologische Kreisläufe konzipiert sind und so Nährstoffe für die Lebewelt darstellen. Auf diese Art konzipierte Produkte befreien von Überlegungen zu Aspekten der Entsorgung von „Abfall“ (s. Cradle to Cradle).

Prof. Dr. Michael Braungart

  • Lehrstuhl für Cradle to Cradle Innovation und Qualität an der Rotterdam School of Management (RSM) der Universität Twente  in Enschede
  • Gründer und Wissenschaftlicher Geschäftsführer der EPEA Internationale Umweltforschung GmbH
  • Mitbegründer der MBDC McDonough Braungart Design Chemistry, L.L.C. in Charlottesville
  • Gründer und Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Hamburger Umweltinstitut e.V.

->Quellen:

Besser statt billiger durch „Cradle to Cradle“

IG Metall: Ein neuer Ansatz für grüne Innovationen

Cradle to Cradle - logoIm Beruf Gutes tun, neue Produkte entwickeln und herstellen, die nicht nur weniger schädlich für Umwelt, sondern sogar nützlich sind – das ist gute Arbeit, die jeder Beschäftigte anstrebt. Das Cradle to Cradle-Prinzip ist ein Ansatz, um die Produktion genau dahin zu entwickeln.

IG Metall logoAm Vorbild der Natur will Prof. Dr. Michael Braungart die industrielle Produktionsweise ausrichten: Die Natur ist nicht effizient, sie produziert im Überfluss. Aber: Die Natur kennt auch keinen Abfall, denn alles wird früher oder später zum Nährstoff für ein anderes Produkt. An diesem Prinzip orientiert sich auch das von ihm entwickelte „Cradle to Cradle“ („von der Wiege bis zur Wiege“). Dabei werden unter Verwendung von umweltsicheren, gesunden und wiederverwertbaren Materialien Produkte hergestellt. Nach Ende ihres Gebrauchswertes können diese Produkte dann in ihre Ausgangskomponenten und -materialien zerlegt und wiederum zu neuwertigen Gebrauchsgütern wiederverarbeitet werden. Ein Kreislauf, der sich unendlich oft wiederholen lässt.

weiterlesen

Regierung hat großes Interesse an CETA

Bericht aus dem Bundestags-Ausschuss für Wirtschaft und Energie

Wirtschaftsausschuss - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft - 20130415
Wirtschaftsausschuss – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Die Bundesregierung hat großes Interesse am Inkrafttreten des europäisch-kanadischen Freihandelsabkommens CETA (Comprehensive Economic and Trade Agreement). Der Vertreter der Bundesregierung sagte am 03.12.2014 im Ausschuss für Wirtschaft und Energie, Handelsabkommen seien immer Friedensprojekte gewesen. Kanada sei ein Rohstoffriese und für Europa von großem Interesse. Auf einige Regelungen in dem Abkommen wie zum Beispiel im Bereich der Schiedsverfahren hoffe die Bundesregierung noch Einfluss nehmen zu können. Eigentlich benötige man diese Schiedsgerichte im Verhältnis zu Kanada nicht, aber eine Mehrheit der EU-Länder sehe dies anders.

„Legal scrubbing“ – Rechtsförmlichkeitsprüfung des CETA-Verhandlungstextes

Nach Angaben der Regierung findet derzeit die Rechtsförmlichkeitsprüfung des CETA-Verhandlungstextes, das sogenannte „legal scrubbing“, statt. Es soll im Frühjahr 2015 abgeschlossen sein. Der EU-Rat werde sich im Herbst 2015 mit dem Zustimmungsverfahren befassen, im Anschluss dann das Europäische Parlament. Das Ratifizierungsabkommen in den Mitgliedsländern der EU, das bei einem sogenannten gemischten Abkommen erforderlich sei, werde erfahrungsgemäß zwei Jahre in Anspruch nehmen. weiterlesen

Entscheidende Weichenstellung für globale Nachhaltigkeitsziele

Hendricks und Müller: Kabinett verabschiedete Post-2015 Agenda für globale Nachhaltigkeitsziele (Mitteilung aus BMUB und BMZ)

Das Bundeskabinett hat am 3.12.2014 seine Position für die im Januar beginnenden UN-Verhandlungen über neue globale Nachhaltigkeitsziele beschlossen – die sogenannte Post 2015-Agenda für nachhaltige Entwicklung. Die Agenda soll auf einem Gipfel der Vereinten Nationen im September 2015 von den Staats- und Regierungschefs beschlossen werden.

Die Post 2015-Agenda soll die Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen ablösen, die im kommenden Jahr auslaufen. Sie führt erstmals Ziele für Entwicklung und Umwelt zusammen in einen weltweit geltenden Zielkatalog für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDG). Eine von den Vereinten Nationen eingesetzte Arbeitsgruppe hatte im Sommer einen Katalog mit 17 Zielen vorgelegt – von der Armutsbekämpfung bis zum Umbau der Volkswirtschaften hin zu mehr Nachhaltigkeit. Die Bundesregierung wird sich in den Verhandlungen dafür einsetzen, dass dieser ambitionierte und ausgewogene Katalog erhalten bleibt. weiterlesen

Stiftung „Zukunft der Industrie“ geplant

Bundesminister Gabriel, IG Metall Vorsitzender Wetzel und BDI-Präsident Grillo rufen gemeinsam zur Gründung eines Bündnisses „Zukunft der Industrie“ auf

Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel, der Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, und der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, haben heute in einer gemeinsamen Pressekonferenz zur Gründung eines Bündnisses „Zukunft der Industrie“ aufgerufen. Ziel dieses Bündnisses ist es, im Dreiklang aus Politik, Unternehmensverbänden und Gewerkschaften konkrete Verabredungen und prioritäre Maßnahmen zu treffen, um die industrielle Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland zu stärken. Gleichzeitig soll eine Stiftung „Zukunft der Industrie“ gegründet werden, die das Bündnis unterstützt und wissenschaftlich begleitet. Im Vorfeld der Pressekonferenz wurden bereits weitere Partner aus Wirtschaft und Gewerkschaften eingeladen, sich an dem Bündnis zu beteiligen. (Pressemitteilung aus dem BMWi)Unsere Starke Industrie - logo © BMWI

weiterlesen

Doch Nachbesserungen bei TTIP?

EU-Kommissarin Malmström will Investitionsschutz lockern – Streit in SPD

Cecilia Malmström – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für EÖR

Die umstrittenen Schiedsgerichte im transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP wackeln: EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström will die öffentliche Kritik ernst nehmen und bestimmte Teile des Vertrages reformieren. Das schreibt der meist gut unterrichtete Informationsdienst Euractiv.

Erst in der vergangenen Woche brachte die EU-Kommission eine Initiative für mehr Transparenz beim umstrittenen Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP) auf den Weg. Jetzt will die neue EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström den Kritikern entgegen kommen und die umstrittene Klausel zum Investorenschutz entschärfen. weiterlesen

Bundesminister Gabriel, IG Metall Vorsitzender Wetzel und BDI-Präsident Grillo rufen gemeinsam zur Gründung eines Bündnisses „Zukunft der Industrie“ auf

Gründung Anfang 2015

Der Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Sigmar Gabriel, der Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel, und der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, haben heute in einer gemeinsamen Pressekonferenz zur Gründung eines Bündnisses „Zukunft der Industrie“ aufgerufen. Ziel dieses Bündnisses ist es, im Dreiklang aus Politik, Unternehmensverbänden und Gewerkschaften konkrete Verabredungen und prioritäre Maßnahmen zu treffen, um die industrielle Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland zu stärken. Gleichzeitig soll eine Stiftung „Zukunft der Industrie“ gegründet werden, die das Bündnis unterstützt und wissenschaftlich begleitet. Im Vorfeld der Pressekonferenz wurden bereits weitere Partner aus Wirtschaft und Gewerkschaften eingeladen, sich an dem Bündnis zu beteiligen.

Bundesminister Gabriel: „Unser Industriestandort ist mit immensen Herausforderungen konfrontiert, die die gesamte Wirtschaft tiefgreifend verändern werden. Dazu zähle ich zum Beispiel die Digitalisierung der Wirtschaft, den drohenden Fachkräftemangel und die Herausforderungen bei der Umsetzung der Energiewende. Aber auch die verhältnismäßig niedrigen Investitionen in Deutschland und die teilweise geringe Akzeptanz der Industrie und ihrer Vorhaben stellen unseren Industriestandort vor gewaltige Herausforderungen. Das erleben wir unter anderem durch den Widerstand gegen (Infrastruktur-) Projekte, die die Industrie dringend braucht. Ich bin fest davon überzeugt: Deutschland braucht eine konzertierte Aktion von Politik, Unternehmensverbänden und Gewerkschaften, damit es auch im 21. Jahrhundert ein erfolgreiches Industrieland bleibt. Hier setzt unser Bündnis an: Es soll die anstehenden Herausforderungen systematisch und kooperativ angehen und in verbindliche Handlungsstrategien übersetzen“

Der Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel: „Noch vor 20 Jahren galten die industrielle Produktion und die damit verbundenen industriellen Dienstleistungen in Deutschland als Auslaufmodell. Heute zeigt sich ein völlig anderes Bild. Gerade das Festhalten an der sogenannten ‚Old Economy‘ hat Deutschland Stabilität verschafft. Doch die Fachkräftesicherung, die Digitalisierung, die Energiewende und der Investitionsstau stellen uns vor neue Herausforderungen. Es geht um eine Schicksalsfrage für das Land: Wie stärken wir die Industrie, um damit die Zukunft und den Wohlstand Deutschlands zu sichern. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die starke Bündnispartner braucht. Es gilt, nicht nur die nötigen Lösungen für eine wissensbasierte und innovationsstarke Industrie zu finden, sondern diese auch in die Tat umzusetzen: Die Gewerkschaften gestalten zusammen mit den Unternehmen sozialpartnerschaftlich die Beschäftigung und gute Arbeitsbedingungen als Basis für eine starke Industrie. Der Staat muss für stabile wirtschafts- und industriepolitische Rahmenbedingungen sorgen. Und die Unternehmen müssen in den Industriestandort Deutschland und die Qualifizierung der Beschäftigten investieren. Der ökonomische Erfolg und die Zukunftsfähigkeit der industriellen Produktion und der industriellen Dienstleistungen basieren auf der herausragenden Leistung der Beschäftigten, ihrer Kreativität, ihrem Engagement und ihrer Innovationskraft.“

BDI-Präsident Ulrich Grillo: „Die Industrie hat Deutschland aus der Finanz- und Wirtschaftskrise geholt. Die Bruttowertschöpfung ist 2013 gegenüber dem Krisenjahr 2009 um 29 Prozent gestiegen, um rund 130 Milliarden Euro auf gut 560 Milliarden Euro. Der Anteil der Industrie an der deutschen Wirtschaftskraft stieg derweil von 20 auf 22 Prozent. Wir dürfen nicht nur auf unsere Erfolge in der Vergangenheit schauen. Die – noch – hohe Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie, die gute globale Aufstellung unserer Unternehmen, unsere tief gestaffelten Wertschöpfungsketten sind unsere Stärken. Aber sie stehen auf dem Spiel, wenn Deutschland nicht bald handelt. Für Investitionen und Innovationen das richtige Klima zu schaffen – wirtschaftspolitisch und mental: Das ist die Aufgabe, vor der Politik und Wirtschaft gemeinsam stehen.“

Für Anfang 2015 ist die konstituierende Sitzung einer High Level Group, bestehend aus den Gründungsmitgliedern und weiteren Partnern, geplant. Danach soll das Bündnis seine Arbeit aufnehmen und in verschiedenen Arbeitsgruppen eine konsistente Agenda für eine mittel- und langfristige Zukunftsperspektive für die Industrie in Deutschland erarbeiten.

Der gemeinsame Aufruf von BMWi, IG Metall und BDI zur Gründung eines Bündnisses „Zukunft der Industrie“ kann hier (PDF: 64 KB) abgerufen werden.
->Quelle: bmwi.de

Industrie für TTIP-Transparenzoffensive

BDI: Zehn Forderungen für bessere Informationspolitik 

BDI-Präsident Ulrich Grillo – Foto © Gerhard Hofmann, EÖR

Der Präsident des Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI) Ulrich Grillo befürwortet die Transparenzoffensive für die Verhandlungen über die transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP): Für eine bessere Informationspolitik erhebt der BDI zehn Forderungen. Grillo argumentiert, dass den Bürgern und Bürgerinnen die Möglichkeit gegeben werden muss, sich selbst ein Bild über die Verhandlungsziele und Inhalte des Freihandelsabkommen zu machen.

Mini-Demo auf der Autobahn – ‚TTIP ist böse‘ – Foto © Johanna Hofmann

Eine informierte Debatte ohne Mythen ist dringend notwendig. Selbst die Bundeskanzlerin hat sich beim G20-Gipfel in Brisbane ausdrücklich für mehr Transparenz bei den TTIP-Verhandlungen eingesetzt. Sie begrüße die Ankündigung von EU-Kommissionspräsident Claude Juncker und Handelskommissarin Cecilia Malmström, die Transparenz der Verhandlungen zu verbessern. Die Verantwortlichen sind sich einig: An einer stärkeren Einbindung der europäischen Öffentlichkeit führt kein Weg vorbei. weiterlesen

Frankreich wird TTIP-Abkommen nicht vor 2016 unterzeichnen

Im medialen Mittelpunkt der Verhandlungen über das Freihandelsabkommen steht die Diskussion über die Investitionsschutz-Klauseln in das Transatlantische Freihandelsabkommen.

Frankreich wird die Aufnahme von Investitionsschutz-Klauseln (ISDS) in das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP nicht unterstützen, erklärte der französische Staatssekretär für Außenhandel Matthias Fekl. Das ISDS ist mittlerweile der größten Zankapfel bei den Verhandlungen zwischen den USA und der EU. Durch den ISDS-Mechanismus hätten Unternehmen die Möglichkeit, gerichtlich gegen ein Land vorzugehen, dessen Gesetzgebung ihre Geschäftstätigkeit negativ beeinflusst. „Frankreich wollte das ISDS nicht in das Verhandlungsmandat aufnehmen. Wir müssen das Recht des Staates wahren, seine eigenen Standards zu setzen und anzuwenden, die Überparteilichkeit des Rechtssystems beizubehalten und die Werte des französischen Volks und der Welt geltend zu machen“, sagte Matthias Fekl, Staatssekretär für Außenhandel, bei einer Rede vor dem französischen Senat. Auch Deutschland widersetzt sich der Aufnahme des ISDS-Mechanismus. Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel betont immer wieder seine Unterstützung für das Freihandelsabkommen mit den USA. Allerdings unter der Bedingung, dass der ISDS-Mechanismus nicht in das Abkommen aufgenommen wird. weiterlesen

Klage gegen die Europäische Kommission: „Stop TTIP“ ergreift Initiative

In unserem letzten Blog-Eintrag können Sie sich über die kritische Stellungnahme des Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) auf Bundesebene zum TTIP-Abkommen informieren. In dem vorliegenden Beitrag geht es um die Initiative „STOP TTIP“, deren Mitglieder die  Europäische Kommission verklagt haben. Die Initiative wurde ergriffen, nachdem die EU-Kommission sich geweigert hat, die Europäische Bürgerinitiative (EBI) zuzulassen und somit versucht hat, den Protest gegen TTIP und CETA zum Schweigen zu bringen.

Über die Klage von „STOP TTIP“ die kürzlich beim gestern EuGH eingereicht worden ist, lesen Sie in diesem Beitrag…

weiterlesen