Hedgefonds attackieren verstärkt besonders umweltbewusste Konzerne

Wetten auf fallende Kurse

Während normale Kleinanleger Aktien kauft, deren Wert zu steigen verspricht, suchen manche Hedgefonds und große Anleger das Gegenteil, indem sie auf fallende Kurse wetten. Indem sie nach überbewerteten Aktien suchen, haben sie jetzt neue Ziele gefunden, schreibt Christoph Sackmann am 19.12.2019 im Portal Focus Money Online/ Finanzen 100: Konzerne, die als besonders umweltbewusst und sozial verantwortlich gelten. 31 Billionen Dollar – rund ein Viertel aller Investitionen – seien weltweit in Aktien von angeblich nachhaltig agierenden Konzernen investiert. Doch Konzerne, die sich selbst umweltbewusst und sozial verantwortlich gäben, seien oft Truggebilde. Hedgefonds hätten die schwarzen Schafe jetzt ins Visier genommen.

Die so genannten ESG-Kriterien („Environmental, Social and Governance“) geben an, wie nachhaltig ein Unternehmen arbeitet, will heißen, wie umweltfreundlich es arbeitet, wie viele Abgase emittiert werden, wie es um Arbeitssicherheit und Diversität steht und ob sich der Konzern auch in seiner Lieferkette für Menschenrechte und gute Arbeitsbedingungen einsetzt. Diese Kriterien seien in den vergangenen Jahren an den Börsen immer wichtiger geworden, so Sackmann. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert Analystenberichte („Schurken oder Visionäre? Hedge-Fonds lehnen Unternehmen ab, die sie als ‚Greenwash‘ bezeichnen“). Entsprechend trauen viele Hedgefonds-Manager diesen, von Agenturen erstellten Ratings nicht mehr. „Wenn die Dinge gut laufen, berichten Konzerne sehr gerne darüber, wenn es nicht so gut läuft, dann wird es unheimlich still“, sagt etwa Diederik Timmer, Geschäftsführer von Sustainalytics, einer holländische ESG-Rating-Agentur.

Aktien mit hoher Nachhaltigkeitspunktzahl schneiden dennoch oft  gut ab, weit besser als „böse“ Ölkonzerne, Waffenhersteller ode Tabak-Konzerne.

„Das Greenwashing ist absolut zügellos“, stellt Chad Slater vom Hedgefonds Morphic Asset Management aus Sydney trocken fest, aber für einen Short-Trader sei das interessant. Denn „grün gewaschene“ Aktien stiegen dann stärker als sie sollten, seien also schnell überteuert. Genau darauf haben es die Hedgefonds abgesehen. Eine Auswertung von Reuters zeigt, dass in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien die Aktien von Konzernen mit den höchsten ESG-Ratings mehr Short-Käufer angelockt haben als die mit den niedrigsten ESG-Ratings. Außerdem sind die einzelnen Short-Positionen im Schnitt um 50 Prozent größer.

->Quelle und vollständiger Artikel: focus.de/wette-auf-fallende-kurse-der-hype-um-nachhaltigkeit-laesst-zocker-gute-geschaefte-wittern

Jahreskonferenz 2019 der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030

Bestandsaufnahme

Wie wirksam ist die deutsche Nachhaltigkeitspolitik – und wie sollte dafür die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) weiterentwickelt werden? Mit diesen Fragen befasst sich die Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030) seit ihrer Gründung 2017. Im Rahmen ihrer ersten Jahreskonferenz (am 05. und 06.12.2019 im Umweltforum Berlin) hat sie eine erste umfassende Antwort vorgelegt – mit ihrem Reflexionspapier „Bitte wenden. Wissen(schaft) für eine nachhaltige Entwicklung Deutschlands“. Zu diesem Papier haben mehr als 200 Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen sowie Expert*innen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft beigetragen.  Die Beiträge von mehr als 200 Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen sowie Expert*innen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind in das Papier mit eingeflossen. Es wurde der Bundesregierung auf der wpn2030-Konferenz übergeben, für die 2020 anstehende Überarbeitung der Strategie.

Das Reflexionspapier baut auf verschiedenen Arbeitsprozessen unserer Arbeit auf, deren Einzel-Ergebnisse ebenfalls jetzt online verfügbar sind. Beispielsweise der Bericht zur Online-Konsultation zur Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, der Bericht zum „Beirätedialog 2019“ oder auch der Abschlussbericht der AG „Nachhaltiger Konsum“. Diese und weitere Papiere hier.

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EZB im Green Deal – zur Nachhaltigkeit verpflichtet!

Lagarde kann sofort beginnen, während andere Akteure zunächst Gesetze benötigen
Plädoyer von Prof. Harald Bolsinger, Würzburg

Zahllose offene Briefe, Stellungnahmen von Verbänden und Demonstrationen aufgebrachter Bürger*innen forderten und fordern immer noch von der EZB, bei ihrer Finanzmarktpolitik ganzheitliche Nachhaltigkeit walten zu lassen. Mario Draghi hat das während seiner gesamten Amtszeit aktiv ignoriert. Eine geeinte Bewegung, die sich politisch auch jenseits von öffentlichen Wunschbekundungen, Demos und Parteigezänk einbringt, fehlt uns aber immer noch. Doch sie ist dringend nötig, um das umzusetzen, was Europa dringend braucht – und was bereits gilt!

Das Thema ist extrem einfach: Die EZB muss heute schon gesellschaftspolitische Faktoren in ihrer Portfoliopolitik und ihrem gesamten Kerngeschäft zwingend berücksichtigen. Auch die ewige gleiche Argumentation – angefangen von Herrn Weidmann über unzählige finanztechnokratisch geprägte Akademiker*innen mit Professorenhut bis hin zu Politiker*innen ohne Grundwissen über ihre eigene EU-Ordnungspolitik – ändern daran nichts! Das Märchen von der scheinbar verwirklichbaren geldpolitischen Neutralität wird dadurch auch nicht wahrer.

Die EZB hat als EU-Institution eine weltweit einzigartige Stellung unter den Zentralbanken inne. Die Verträge von Lissabon machen die EU-Charta der Grundrechte zu direkt anwendbarem Primärrecht in allen europäischen Institutionen. Also auch für die EZB! Alle Tätigkeiten der EZB als europäischer Institution müssen daher den kodifizierten Werten der Charta der Grundrechte entsprechen – daran ändert auch die viel beschworene Unabhängigkeitsdefinition im Vertrag über die Funktionsweise der Europäischen Union nichts. Dies ist der nüchterne ordnungspolitische Rahmen, der bereits gilt! Und das ist ein Segen! weiterlesen